Ich betreibe einen Schreibservice und bin im Rahmen dessen hauptsächlich als freiberufliche Mitarbeiterin für Transkriptionsbüros tätig. Heißt, ich bekomme von dort Angebote für Aufträge und kann entscheiden, ob ich sie annehme oder nicht. So sind Aufträge eigentlich immer vorhanden. Diese werden dann vorher besprochen. Auch bei Rückfragen bekommt man eine prompte Antwort und wird bei Problemen nicht im Regen stehen gelassen. Dank Internet läuft alles problemlos, Aufträge werden heruntergeladen, fertige Transkripte gehen per E-Mail zurück. Auch wenn es mit einem Transkriptionsbüro vielleicht eine besonders gute Zusammenarbeit gibt, muss man aufpassen, dass man nicht unter die Kriterien der Scheinselbständigkeit fällt. Mehrere Auftraggeber sind da schon gut. Das heißt aber auch, dass ein gut strukturiertes Arbeiten notwendig ist, um die Aufträge auch wirklich schaffen zu können.

Ich denke, es ist eine sehr interessante Arbeit, da sich die Aufträge nicht immer um das gleiche Thema drehen. Für Abwechslung ist immer gesorgt. Ich würde sagen, man lernt ständig dazu, schreibt über Themen, mit denen man sich sonst nie beschäftigt hätte und die aber doch interessant sind.

Was heißt es eigentlich, Transkripte zu schreiben?

Ganz einfach gesagt: Man schreibt auf, was andere Personen gesagt haben und das Ganze nach den Regeln, die der Kunde möchte. Die Texte gehören dem Kunden. Daher steht Verschwiegenheit ganz oben auf der Agenda.

Gehör und Konzentration sind die halbe Miete

Ein gutes Gehör und einen ruhigen, ungestörten Arbeitsplatz. Als freie Mitarbeiterin arbeite ich zu Hause. Das hat den Vorteil, dass ich mir den Arbeitsplatz nach meinem Geschmack und wie es mir passt eingerichtet habe. Und ob ich im Ballkleid oder in Jogginghose arbeite, interessiert niemanden. Immer so, wie ich mich beim Arbeiten wohlfühle UND, wie ich mich am Besten konzentrieren kann. Denn, Konzentration ist das A und O beim transkribieren. Mit dauernden Ablenkungen kommt man nicht vorwärts. Mit jeder neuen Tonaufnahme hat man mindestens eine neue Stimme im Ohr. Auf die muss man sich einstellen, jeder redet anders. Einer schneller, einer langsamer, mit Dialekt, ohne Dialekt… Und wenn dann fünf und mehr Personen um das Mikrofon sitzen, muss man schon sehr genau zuhören, wer da grade spricht.

Auf das Thema einlassen

Im Laufe der sieben Jahre, in denen ich transkribiere, habe ich gelernt, dass man sich auf das Thema einlassen muss, man muss mitdenken oder es zumindest versuchen. Weil, ich kann nichts ordentlich schreiben, wenn ich den Sinn nicht verstehe. Erste Adresse ist in solchen Fällen immer Google. Ein wenig einlesen, wenigstens im Groben wissen, um was es geht. Fachbegriffe werden gesucht, dann schreibt es sich meist leichter. Manchmal braucht man Google aber auch nur um zu sehen, ob es für die gebrauchten Worte auf Denglisch schon eine offizielle Schreibweise gibt.

An die Deadline muss man sich halten

Apropos schreiben. Voraussetzung ist eine angemessene Geschwindigkeit beim Schreiben. Im „Adler-Such-Modus“ wird das nichts. Hat man das nicht irgendwo gelernt, so wie ich, wird man aber im Laufe der Zeit immer schneller, Learning by Doing sozusagen. Was allerdings auch eine Frage des Themas ist. Schwierige Themen, die mit vielen Fremdwörtern gespickt sind, gehen nicht so flüssig von der Hand. Gleiches trifft bei schlechten Tonaufnahmen zu. Wenn es rauscht, piept oder ein lauter Hintergrund ist, heißt es einen Satz dreimal hören, bis man alles versteht. Wie man zu einer guten Tonaufnahme kommt, habe ich bereits in einem anderen Blogartikel erwähnt. In den Fällen ist dann wieder eine gute Abstimmung mit dem Auftraggeber wichtig. Für jeden Auftrag gibt es eine Deadline. Einfach nicht liefern oder fünf Minuten vorher den Auftrag mit „ich kann das nicht schreiben“ zurückgeben… das geht nicht. Weil, komme ich mit einer Aufnahme nicht klar, meist, weil ich den Dialekt nicht verstehe, merke ich das ziemlich schnell.

Die Qualitätskontrolle erfolgt zum Schluss

Sicherheit in Rechtschreibung und Grammatik muss ich nicht weiter erwähnen. Flüchtigkeitsfehler passieren leider trotzdem. Daher steht bei mir als letzter Arbeitsgang immer die Rechtschreibprüfung. Ohne die geht kein Transkript raus.

Das richtige Equipment erleichtert die Arbeit

Das nützt aber alles nichts, ohne die nötige technische Ausstattung. Man braucht ein Transkriptionsprogramm, ich bevorzuge da F4, und natürlich einen Rechner, der die Tonaufnahmen und Videos ruckelfrei wiedergeben kann. Kopfhörer sind auch ein wichtiges Thema. Hier kommt es nicht auf tollen Sound an, sondern, dass die Sprache klar ankommt. Eine große Arbeitserleichterung ist das Fußpedal. So können die Finger auf der Tastatur bleiben und man muss nicht dauernd die entsprechende Taste suchen. Wobei auch die Tastatur ein wichtiger Punkt ist. Ich arbeite inzwischen mit einer ergonomisch geformten Tastatur. Für Vielschreiber mit den berufstypischen Verspannungen und Problemen in den Handgelenken meiner Meinung nach unerlässlich.

Transkription ist keine Arbeit, die man mal eben so nebenbei machen kann, keine Beschäftigungstherapie, für die man auch noch Geld bekommt. Man muss auch hier eine gewisse Berufsehre entwickeln, sich dahinterklemmen, immer bestrebt sein, die bestmögliche Qualität abzuliefern. Jedes Wort kann man nicht immer verstehen, aber sich bemühen, die Zahl der unverständlichen Worte so gering wie möglich zu halten. Wenn der Auftraggeber, also in meinem Fall die Transkriptionsbüros, für die Korrektur meiner Transkripte die gleiche Zeit brauchen wie ich für das Schreiben, dann ist das Ziel verfehlt, dann war es keine gute Arbeit.

Titelbild von orlando rahman | shutterstock