Transkriptionsregeln

Die verschiedenen Transkriptionsregeln legen fest, wie die gesprochene Sprache in die schriftliche Form übertragen werden soll. Hauptsächlich unterscheiden sich die verschiedenen Transkriptionsregeln dadurch, ob und wie verbale und nicht-verbale Merkmale (z. B. Betonung, Sprechpausen, Hüsteln, gedehntes Sprechen) berücksichtigt werden. Ebenso können weitere Merkmale relevant sein, wie zum Beispiel, wenn ein Telefon klingelt oder ob jemand den Raum verlässt. Ob all dies transkribiert wird, hängt vor allem vom Zweck der Transkription ab.

Bevor Sie sich für eine Transkriptionsregel entscheiden, stellen Sie sich folgende Fragen:

Wie wichtig ist es für Sie genau zu wissen, wie etwas gesagt wurde, um das Gesagte anschließend zu interpretieren?

Wie wichtig ist es für Sie zu wissen, was gesagt wurde, um das Gesagte anschließend analysieren und vergleichen zu können?

Eine wörtliche Transkription nach den erweiterten Transkriptionsregeln ist zu empfehlen, wenn Sie das Gesagte interpretieren oder herausfinden möchten, ob der Sprechende Emotionen zeigte wie Lachen, Zweifeln, Zögern und so weiter. Wenn Sie mehr Wert auf den Inhalt des Gesprochenen legen, reicht die Transkription nach einfachen Regeln aus. Sollten Sie hingegen lediglich einen gut lesbaren Text benötigen, empfehlen wir Ihnen, das Gesprochene zu glätten.

So gehen wir mit schwer verständlichen Passagen um:

Durch die manuelle Bearbeitung Ihrer Transkription kommt es nur selten vor, dass einzelne unverständliche Passagen im Transkript verbleiben. Sollte die Qualität einer Tonaufnahme eine exakte Transkription ausnahmsweise nicht zulassen, helfen wir Ihnen dennoch weiter. Wir fügen in diesem Fall der Transkription die exakten Zeitmarken hinzu, an denen sich die schwer verständlichen Passagen befinden. Oft können Sie mit Ihrem speziellen Fachwissen rekonstruieren, was die Beteiligten vor Ort gesagt haben.

Einzelne Transkriptionsregeln im Detail

Vereinfacht

Für Studenten bieten wir die Verschriftlichung von Audiodateien mit vereinfachten Transkriptionsregeln an. Es werden hierbei jedoch weder Zeitmarken eingesetzt noch Pausen, Wort- oder Satzabbrüche erfasst. Gerade für Studenten kann dies eine kostengünstige Variante sein, sofern von der etwaigen Hochschule oder Universität keine anderen Transkriptionsregeln gefordert werden.

Einfach

Die einfachen Transkriptionsregeln konzentrieren sich auf den Inhalt, ohne die Grammatik des Gesagten zu verändern. Das bedeutet, dass wörtlich und nicht phonetisch transkribiert wird. Darüber hinaus gelten folgende Regeln:

  • Dialekte/Wortverschleifung: Wortverschleifungen werden dem Schriftdeutsch angenähert. So wird beispielsweise aus „ich hab da noch so ne Idee“ der Satz „ich habe da noch so eine Idee“. Grundsätzlich wird die Satzform beibehalten, auch bei syntaktischen Fehlern.
  • Wort- und Satzabbrüche: Sowohl Wort- und Satzabbrüche als auch Stottern werden ausgelassen oder geglättet. Zudem werden Wortdoppelungen nur dann erfasst, wenn sie der Betonung dienen wie zum Beispiel: „Ich bin mir sehr, sehr sicher.“ Halbsätze oder nicht vollendete Sätze werden mit einem Abbruchzeichen gekennzeichnet.
  • Verständnissignale: Äußerungen wie „ähm“, „mhm“, „aha“ etc. werden nicht verschriftlicht. Sie werden nur aufgenommen, wenn eine Antwort nur aus einem Verständnissignal besteht. „Mhm“ wird beispielsweise als Bejahung und „mhm“ als Verneinung erfasst, je nach Interpretation.
  • Sprechpausen werden nur bei Relevanz erfasst.
Einfach geglättet

Im Grunde greifen hier die einfachen Transkriptionsregeln nach Dresing & Pehl. Das Besondere ist hier jedoch, dass grammatikalisch richtige Sätze ohne Satzabbrüche transkribiert werden. Diese Art der Transkription wird in der Regel von Journalisten gewählt.

Erweitert

Die Verschriftlichung des Gesprochenen erfolgt hier wörtlich nach Dresing & Pehl. Das bedeutet unter anderem, dass Wortverkürzungen, wie zum Beispiel „runtergehen“ auch genauso geschrieben wird anstatt „heruntergehen“. Darüber hinaus werden folgende Regeln beachtet:

  • wie bei den einfachen Regeln. Dialekte/Wortverschleifung: Wie auch bei den einfachen Transkriptionsregeln werden die Wortverschleifungen dem Schriftdeutsch angenähert und die Satzform wird beibehalten. Auf Wunsch können Dialekte auch miterfasst werden.
  • Wort- und Satzabbrüche: Sowohl Wort- und Satzabbrüche als auch Stottern werden entsprechend markiert. Außerdem werden auch Wortdoppelungen aufgenommen.
  • Verständnissignale: Äußerungen und Fülllaute wie „ähm“, „mhm“, „aha“ etc. werden transkribiert.
  • Sprechüberlappungen: Das gleichzeitige Sprechen (Sprechüberlappungen) von mehreren Sprechern werden übernommen.
  • Pausen werden je nach Länge durch Auslassungspunkte in runden Klammern notiert. Ein Punkt in der Klammer steht für circa eine Sekunde. Ab vier Sekunden wir die Länge als Zahl in Sekunden, wie zum Beispiel aufgeführt.
Kuckartz

Ein fertiges Transkript nach Kuckartz ist klar strukturiert. Es wird darauf geachtet, dass jeder Sprecherwechsel deutlich markiert ist und die Äußerungen der einzelnen Sprecher nachvollziehbar sind. Dies erleichtert nicht nur die Analyse, sondern auch das Verständnis des Gesprächsverlaufs. Zudem werden bei der Transkription Kuckartz verschiedene Symbole und Zeichen verwendet, um besondere sprachliche Phänomene zu kennzeichnen. Diese detaillierte Vorgehensweise stellt sicher, dass das Transkript alle relevanten Informationen enthält, die für die nachfolgende Analyse notwendig sind.

TiQ

Die Transkriptionsregeln nach TiQ (Transkription in Qualitativer Forschung) bieten eine präzise und systematische Methode zur Verschriftlichung von gesprochener Sprache. Im Vergleich zur Transkription nach Kuckartz legt TiQ einen stärkeren Fokus auf die formalen Aspekte der Transkription, wie beispielsweise die Formatierung und Kennzeichnung von Sprecherwechseln. Während bei der Kuckartz-Transkription vor allem die exakte Wiedergabe des gesprochenen Wortes im Vordergrund steht, betont TiQ zusätzlich die Notwendigkeit einer einheitlichen Struktur und Gestaltung der Transkripte. Ein weiterer Unterschied liegt in der Behandlung von non-verbalen Elementen wie Pausen und Betonungen. Während beide Methoden diese Aspekte berücksichtigen, kann die Art und Weise ihrer Darstellung in den Transkripten variieren. Trotz dieser Unterschiede teilen beide Ansätze das gemeinsame Ziel, eine präzise und aussagekräftige Verschriftlichung von gesprochener Sprache für qualitative Analysen zu ermöglichen.

GAT2

Die Transkriptionsregeln nach GAT2 (Gesprächsanalytisches Transkriptionssystem 2) bieten eine strukturierte und dennoch flexible Methode zur Verschriftlichung von Gesprächen. Im Gegensatz zu anderen Transkriptionssystemen legt GAT2 weniger Wert auf eine standardisierte Formatierung, sondern betont die Analyse-orientierte Darstellung der gesprochenen Sprache. Ein fertiges Transkript nach GAT2 zeichnet sich durch seine Anpassungsfähigkeit an verschiedene Forschungskontexte aus. Es bietet Raum für die detaillierte Erfassung von Gesprächsmerkmalen wie Sprecherwechsel, Überlappungen und prosodische Eigenschaften. Die Flexibilität von GAT2 ermöglicht es Forschern, die Transkriptionen an die spezifischen Anforderungen ihrer Studie anzupassen und gleichzeitig die Genauigkeit und Aussagekraft der Daten zu erhalten.